Der Bauer hat´s, der Tierarzt sieht´s und die Politik verschweigt´s.
“Hoffnung für die betroffenen Betriebe?” – Gerd Eckhardt, Gerstetten
Als Kommunalpolitiker bin ich nicht unmittelbar von den schlimmen Auswirkungen,
die der chronische Botulismus in den meisten Fällen mit sich bringt, betroffen. Was
mich aber umso mehr betroffen macht, ist, wie in vielen Fällen von Seiten der Behörden
und Ämtern mit den leidgeplagten Landwirten und ihren Familien umgegangen wird.
Als ich Ausgangs des Jahres 2009, das erste Mal den Hof von Klaus und Annette
Schiele in Gerstetten (Erpfenhausen) besuchte, wusste ich zu diesem Zeitpunkt von
Botulinumtoxin nicht sehr viel mehr, als dass das hochwirksame Nervengift entstehen
kann, wenn man beispielsweise Leberwurst zu lange stehen lässt.
Was mir die Schieles jedoch über die schlimmen Folgen des chronischen Botulismus
erzählten, konnte ich an diesem Abend sicherlich nur zu einem geringen Bruchteil ver-
arbeiten und noch weniger verstehen. Aber eines spürte ich schon damals deutlich:
Bei dieser Familie geht es um alles, dort ist es ernst, hier geht es um die Existenz
eines ganzen Bauernhofs. Die Angst, die Ungewissheit, die Wut und auch ein leichter
Anflug von Resignation standen dem Landwirtsehepaar regelrecht ins Gesicht ge-
schrieben. Auch wenn ich nur ein “kleiner” Gemeinderat war, merkte ich deutlich, wie
gut es den beiden tat, dass sich endlich mal ein “Amt- und Würdenträger” mit ihrem Fall
beschäftigte und sich für ihre Situation interessierte.
Die Sache hat mich fortan nicht mehr losgelassen. Viele Tage und besonders Nächte
habe ich nach allen mir zugänglichen Informationen über das Clostridium Botulinum
gesucht. Dabei musste ich die Erfahrung machen, dass der bei Schieles aufgetretene
viszerale Botulismus keineswegs eine Einzelerscheinung darstellt. Ganz im Gegenteil,
seuchenartig hat dieses Krankheitsbild in den letzten Jahren Eingang in unzählige
Rinderbestände gefunden. Doch eine Gemeinsamkeit haben fast alle mir bekannten
Krankheitsverläufe: Anstatt den schlimm gebeutelten Höfen hilfreich zur Seite zu stehen,
wiegeln noch immer viele Ämter und Behörden erstmal ab, verharmlosen und vertuschen.
Doch es gibt, wie so oft, auch hier Hoffnung für die betroffenen Betriebe: Engagierte
Tierärzte, unermüdliche Wissenschaftler, ehrbare Amtspersonen, mutige Journalisten
und couragierte Rechtsanwälte. Ihnen alle, möchte ich schon jetzt an dieser Stelle für
Ihren Einsatz danken.
Gerd Eckhardt ist Gemeinde- und Kreisrat für die ÖDP in Gerstetten,
Landkreis Heidenheim