Der Bauer hat´s, der Tierarzt sieht´s und die Politik verschweigt´s.
Humus, ein Ansatz zur Lösung der Clostridienproblematik?
von Dipl.Ing.agr. Henning Knutzen
Vor drei Jahren hatte ich den Sohn von Klaus Wohldmann, Arne
Wohldmann als Auszubildenden in meinem Biobetrieb in Hürup. Durch
dessen Erzählungen wurde ich auf die Problematik des Botulismus und
anderen Clostridiosen aufmerksam. Das, was der Familie Wohldmann
widerfahren ist, hat mich zutiefst erschrocken und ist nicht hinzunehmen.
Daher habe ich mich mit Lösungsstrategien beschäftigt. Aus meiner Er-
fahrung mit der Herstellung von Kompost aus Stallmist und intensiver
Literaturrecherche wurde mir immer mehr bewusst, dass diese Krankheit
ursächlich ein Problem von Fäulniszuständen in den Böden ist. Durch den
schleichenden Humusschwund in den Böden, verursacht durch einseitige
Fruchtfolgen, Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und mineralischer Düngung,
wurde die aerobe (sauerstoffliebende) Mikroflora, immer mehr zurückgedrängt
und ist heute in den meisten europäischen Böden nur noch in Spuren oder
überhaupt nicht mehr vorhanden. Dadurch ist das mikrobiologische Boden-
leben erheblich gestört. Wenn in dieser Situation Fäulniserreger, wie z.B.
Clostridien, über große Flächen verteilt werden und keine Gegenspieler mehr
vorhanden sind, kommt es zum Ausbruch von Krankheiten. Diese Situation
wurde schon vor Jahrzehnten, von führenden Boden- und Humusforschern
vorausgesehen. Schon Annie France-Harrar beschrieb 1957 in ihrem Werk
„Humus, Bodenleben und Fruchtbarkeit“ die Problematik. „Im Allgemeinen ist
Humus ein Reinboden, jedenfalls gereinigt von den Massen der Fäulnis-
organismen, welche die Aufschließung von Abfällen besorgen. Darum enthält
er auch nicht jene pathogenen Krankheitskeime, die vor allem durch Jauche,
Abwasser, Müll, Mist und jede Art sich zersetzender Rückstände in die Erde
gelangen und für verseuchte Böden charakteristisch sind.
“(Annie France-Harrar 1957). Auch andere Bodenforscher, allen voran Gustav
Rhode und Erhard Hennig beschreiben die heutige Situation. In seiner Schrift
Fäulnis und Rotte schrieb Erhard Hennig 1984 : „ Alles hat seine Ursache und
Wirkung. Auf einem kranken Boden ( Ursache) können keine gesunden Pflanzen
gedeihen (Auswirkung), als Folge reagieren die Haustiere, z.B. Kühe, mit
Krankheitserscheinungen. Der Mensch ist in diese Kette mit eingeschlossen.
“ Inzwischen kenne ich Landwirte in unmittelbarer Nähe, die sich mit schweren
Clostridiosen in ihrem Tierbestand auseinandersetzen müssen. Eine Impfung
kann helfen, beseitigt aber nicht die Ursache.
Für uns Landwirte stellt sich daher die Aufgabe diese Situation abzustellen
und unsere Böden wieder mit Humus zu versorgen. Das bedeutet keine unbe-
handelte Gülle, Jauche, Gärreste, Klärschlamm, oder faulenden Mist mehr auf
unsere Äcker zu bringen. Wir können ja etwas tun, Gülle kann gerottet werden,
indem wir sie belüften, Mist kann kompostiert werden. Clostridien leben
anaereob, d.h. sie vertragen keinen Sauerstoff. Daher muss Luft in die Gülle,
in den Mist und in den Boden. Es gibt außerdem hochinteressante
Forschungen, um die berühmte Terra Preta herzustellen. Dabei werden
landwirtschaftliche Abfälle zu einer Art Holzkohle verarbeitet und nebenbei
noch Energie erzeugt. Bei den dort herrschenden Temperaturen werden auch
die Sporen von Clostridien vernichtet. Dies könnte eine Möglichkeit sein,
Gärreste aus Biogasanlagen zu hygienisieren und dabei noch zusätzliches
Gas zur Strom- und Wärmegewinnung zu erzeugen. Ich habe versucht dieses
Wissen in die landwirtschaftliche Praxis auf meinem Betrieb umzusetzen. Der
Journalist Otto Schöwing hat diese Versuche begleitet und für mich unter
www.hamhamgmbh.de im Internet veröffentlicht.
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