Der Bauer hat´s, der Tierarzt sieht´s und die Politik verschweigt´s.
“Wie der Botulismus unser Leben veränderte”- Doreen Wolter/Demen
Als Mutter zweier Kinder und Frau von Klaus Wohldmann möchte ich Ihnen die
Lebensumstände, die uns seit dem Krankheitsgeschehen (viszeraler Botulismus)
Tag und Nacht begleiten, schildern (Der betriebliche Sachverhalt ist unter
www.wohldmann.de veröffentlicht).
Wie fühlt man sich als Mensch, Verbraucher und schwangere Frau auf einem Hof,
auf dem täglich kranke Tiere bis in die späten Abendstunden gepflegt werden und
schließlich doch verenden?
Anfangs, wo wir das Krankheitsgeschehen selber noch nicht einordnen konnten,
wurde noch die eigene Milch getrunken und das eigene Fleisch verzehrt. Später als
das Ausmaß der Erkrankung sichtbar wurde, haben wir unsere Lebensmittel im
Supermarkt gekauft, denn infizierte Tiere müssen nicht klinisch krank wirken und die
DON Werte (Deoxynivalenol) in der Tankmilch waren nicht akzeptabel.
Man freut sich auf ein Kind, das im Bauch heranwächst und sich bewegt, man möchte
nichts falsch machen, man begibt sich überaus besorgt in die Obhut von Ärzten und
hofft, alles richtig gemacht zu haben und fiebert der Geburt entgegen. Dabei sind
Müdigkeit und eigene Probleme im Magen- Darmtrakt schnell vergessen und werden
auf die Schwangerschaft geschoben. Dann 3 Wochen zu früh, das freudige Ereignis,
die Geburt unseres Sohnes Marten, der bis zum 6. Lebensmonat gestillt wurde und am
alltäglichen Tagesgeschehen mit teilnahm.
Wir machten uns Sorgen und waren verunsichert aber wurden vom Agrarministerium
MV immer wieder beruhigt, es bestehe keine Gefahr für die Menschen. Das gleiche
hörten wir in der Uni Klinik Rostock wo man umfangreiche Untersuchungen aufgrund
der sichtbaren Fehlentwicklungen unseres Sohnes vorgenommen hat.
Heute ist Marten 7 Jahre und körperlich- geistig schwerstbehindert, er hat eine massive
Nervenschädigung. Marten benötigt ständige Hilfe und Fürsorge (Kaum eine Nacht wo
wir durchschlafen können). Außer ein paar Worte kann Marten noch nicht sprechen und
benötigt Windeln. Erst mit zweieinhalb Jahren hat Marten laufen gelernt, er kann sehr
schlecht kauen und schluckt seine Nahrung nur herunter, hat Probleme mit der Verdauung
und dem Stuhlgang, nimmt Stromzäune kaum bzw. gar nicht wahr und hat ein einge-
schränktes Sehfeld. Er stolpert z.B. über Dinge die direkt vor ihm liegen. Beim Laufen
muss er sich mit den Händen ausbalancieren oder benötigt eine hilfreiche Hand.
Kurze Zeit später wurde ich erneut schwanger und nun fingen alle an zu rotieren.
Da mein Mann und ich beide positiv auf Toxin getestet wurden, empfahl man uns unser
ungeborenes Kind nicht zur Welt zu bringen, was wir aber ablehnten. Es wurde grund-
legend alles anders gemacht.
Wie schon gesagt, wir haben keine Erzeugnisse vom eigenen Hof konsumiert, ich hatte
keinen direkten Kontakt mit dem Hof (vom Wohnhaus, ins Auto und außerhalb spazieren
gehen) und als unser Frühchen als 7 Monatskind zur Welt kam wurde er nicht gestillt.
Der jüngste Sohn heißt Velten, hat sich sehr gut entwickelt und keine Probleme.
Als Mutter möchte ich allen schwangeren Frauen zur allerhöchsten Vorsicht raten. Vor
allen Dingen würde ich den Hof und Tierkontakt meiden, damit Ihre Kinder gesund zur
Welt kommen und auch gesund bleiben.
Doreen Wolter